Nach dem systemischen Verständnis ist der Mensch immer als biologisches und soziales Wesen anzusehen. Die systemische Perspektive - hier bezogen auf ein System, eine Konstellation von Menschen (im Umfeld einer bestimmten Person) - verschiebt daher die dynamische Wechselwirkung zwischen den biologischen und psychologischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Lebensbedingungen andererseits in den Fokus der Aufmerksamkeit, um das Individuum und seine Leistungsbeeinträchtigung angemessen zu verstehen. Sie begegnet Menschen mit einer Haltung des Respekts, der Unparteilichkeit, des Interesses und der Wertschätzung früherer Handlungen und Lebensstrategien. Eine konstruktive, optimistische, pragmatische Haltung, eine freiwillige intellektuelle Haltung der Offenheit gegenüber Fremdheit ist wichtig. Ein Blick auf die Systemverbindungen legt nahe, das beanstandete Verhalten nicht einfach mit der „Vollperson" in Beziehung zu setzen. Stattdessen liegt der Fokus darauf, dass und wie Menschen in ihren verflochtenen Wechselbeziehungen reagieren und freien Raum schaffen. Mit einem Wort: Systemisches Denken verschiebt den Blick vom linear-analytischen Denkstil zu einer ganzheitlichen Sichtweise. Anstatt Teile der Wirklichkeit zu isolieren, konzentriert es sich auf komplexe Beziehungen und Wechselwirkungen in Systemen.